1 ERSTER AKT 1 Salon in einem Wiener Stadthotel Flügeltür in der Mitte Rechts vome ein Fenster, weiter rückwärts eine Tür Links gleichfalls eine tür Der salon ist reich und neu möbliert im Geschmack der 1860er Jahre 1860 Adelaide sitzt mit der Kartenaufschlägerin an einem Tisch links; Zdenka, in Knabenkleidem, ist rechts beschäftit, auf einem Tischerl Papiere zu ordnen KARTENAUFSCHLÄGERIN Die Karten fallen besser als das letzte Mal Das gebe Gott (Es klopft Nur keine Störung jetzt ( (läuft an die Mitteltür; man gibt ihr von draußen etwas herein Mein Vater ist nicht hier, die Mutter hat Migräne Kommen Sie später - Es ist wieder eine Rechnung ( - (abwinkend Jetzt nicht Leg sie dorthin ( Es liegen schon so viele da Still, still - Wie liegen unsere Karten Die Sorge und die Ungeduld verzehren mich - KARTENAUFSCHLÄGERIN (über die Karten gebeugt Beruhigen Sie sich Die Erbschaft rückt schon näher - nur langsam (, - (mit gerungenen Händen Nein, wir können nicht mehr warten Es gibt nur eine Hoffnung: die baldige Vermählung unserer Arabella (, - KARTENAUFSCHLÄGERIN Den Vater seh ich, Ihren Herrn Gemahl - o weh, die Sorge steht ihm nah - ganz finster ists um ihn Er -, -
2 RICHARD STRAUSS kämpft, er spielt - o weh, und er verspielt schon wieder die große Summe Heilge Mutter Gottes Komm mir zu Hilfe durch mein schönes Kind Um Gottes willen, die Verlobung - ist sie nah Unser Kredit ist sehr im Wanken, liebste Frau,, KARTENAUFSCHLÄGERIN (betrachtet lange die Karten Da steht der Offizier ( Ein Offizier o weh (vor sich Matteo ( KARTENAUFSCHLÄGERIN Nein der ist der Eigentliche nicht Das will ich hoffen KARTENAUFSCHLÄGERIN Von dort herüber kommt der fremde Herr, der Bräutigam Die Brosche mit Smaragden ist Ihr Eigentum, wenn Ihre rophezeiung Wahrheit wird in dieser Woche KARTENAUFSCHLÄGERIN (langsam, wie das Schicksalsbuch entziffernd Er kommt von weiter her (, Von weiter her KARTENAUFSCHLÄGERIN Ein Brief hat ihn gerufen Es ist Graf Elemer, kein Zweifel KARTENAUFSCHLÄGERIN Ich sehe einen großen Wald: dort kommt er her
3 O wie Sie ihn beschreiben Das ist er Elemer Herrlich - Doch warum zögert er KARTENAUFSCHLÄGERIN Die Zög'rung kommt von ihr (jubelnd Sie sehn durch die Menschen wie Glas Das ist ihr namenloser Stolz O Gott, erweiche ihren Stolz Er ist so groß wie ihre Schönheit (Es klopft Zdenka eilt an die Tür (, ( Nein, jetzt ist es ganz unmöglich (Sie empfängt wieder eine Rechnung, die sie hinlegt, ( Was meinen Sie Was runzeln Sie die Stirn KARTENAUFSCHLÄGERIN (über die Karten sinnend Es drängt sich wer hinein zwischen die schöne Tochter und den reichen Herrn ( Heilge Mutter Gottes, laß es nicht geschehn KARTENAUFSCHLÄGERIN (über die Karten gebeugt Wie Haben Euer Gnaden eine wzeite Tochter O das wird eine ernstliche Gefahr ( (kniet neben dem Tisch nieder Ihr Engelscharen droben, hört das Flehen einer Mutter in ihrer Herzensangst (, (ängstlich Mama ( Zdenka, bleib still und kümmere dich um nichts, was hier geschieht (auf Zdenka deutend Leise, sie ist es,, ( KARTENAUFSCHLÄGERIN
4 RICHARD STRAUSS Dort der junge Herr, Sie ist ein Mädchen Weil sie wild war wie ein Bub, hat man sie weiterhin als Buben laufen lassen Wir sind nicht reich genug, in dieser Stadt zwei Mädchen standeswürdig auszuführen - Allein sie liebt die ältere Schwester über alle Maßen; wie könnte sie ihr Böses tun, KARTENAUFSCHLÄGERIN Die Karten lüben nicht Da steht der Offizer Da steht das blonde Mädchen Gezogne Säbel seh ich, und der Bräutigam zieht sich zurück Die Karten warnen Sie, (, (steht auf Dort in mein Zimmer Sie versuchen es noch einmal (Zieht sie ins Nebenzimmer links ( ( (nimmt die Rechnungen zur Hand, die sich angehäuft haben, sieht hinein Sie wollen alle Geld Sie drohn mit den Gerichten Was davon weiß ich ja gar nichts: sie scheriben: sie haben schon gehört, daß wir verreisen wollen Oh dann ist alles aus Dann seh ich ihn nie mehr (Sie läuft in ihrer Angst an die Tür links und horcht Sie sage: der Arabella dorht etwas - von einem Offizier Er darf nicht mehr ins Haus, sagt die Mama, sie wird nicht kompromittiert von ihm Nicht mehr ins Haus O Gott - dann bringt er sich ja um - und alle wissen darum: es ist wegen ihr - und sie - dann endlich weiß sie, wie er sie geliebt hat (geht weg von der Tür Mein Gott, laß das nicht zu, daß wir verreisen müssen Laß den Papa gewinnen Laß in Görz die Tante sterben Mach, daß die Bellna den Matteo über alles liebt, und daß er glücklich wird, und daß wir nicht mehr arm sind Aufopfern will ich mich dafür - mein Leben lang in Bubenkleidern laufen und Verzicht auf alles, auf alles tun (Es klopft, Sie geht an die Mitteltür Indem wird die Tür von außen vorsichtig aufgemacht, und Matteo tritt ein, in Jägenuniform, die Kappe in der Hand, aber ohne Säbel Zdenka erblaßt Matteo ( - ( - - (,, (
5 Zdenko Du Bist du allein (leise, ängstlich Da drin ist die Mama ( Und Arabella Sie ist spazieren auf dem Ring mit der Begleiterin (einen Schritt näher Und nichts für mich Kein Wort Kein Brief (Zdenka schüttelt taurig den Kopf Und gestern abend ( ( WarsieinderOper,mitderMama (eifersüchtig Mit der Mama allein ( (zögernd Ich glaub mit der Mama und den drei Grafen ( Und Nachmittag (ängstlich Sie kommen mit Schlitten und holen sie ab - ich soll auch mit ( - (tief getroffen Dahin ist es gekommen zwischen mir und ihr Hätt ich nicht dich, - ( Ein Chaperon muß doch auch dabei sein Ich wüßt nicht einmal mehr, was sie tut Sie hat nichts mehr für mich, als hie und da einen halb finstern, halb zerstreuten Blick,
6 RICHARD STRAUSS Unddochhatsiedichlieb Glaub mir Ich weiß es, Du weißt's Sie hat es dir gestanden Hat sie dir nicht vor drei Tagen den Brief geschrieben, über den du selig warst, O dreimal selig - wie vom Himmel war der Brief Dann aber geht sie wieder kalt und fremd an mir vorbei Wie soll ich das begreifen und ertragen, Zdenko - wie, (leise, wichtig So ist ein Mädel Geben will ein Mädel mehr und mehr - nur zeigen will sich nichts Sie schämt sich halt so furchtbar ( - Wie du das weißt, du lieber Bub So weißt du auch - (Er faßt Zdenka am Arm, sie macht sogleich los was das für Stunden sind und ws für Gedanken da Herrschaften haben über mich, wenn sie so durch mich durchschaut wie durch leere Luft - und du mir nicht ein Zeichen bringst, von dem ich wieder hoffen kann und leben,, (,, (hastig Gewiß Ich bring die wieder solch einen Brief - heut oder morgen ( - (drängend Heute noch Du bist mein einziger Freund Gib mir dein Manneswort - auf dich verlaß ich mich Und wenn ich mich auf dich nicht mehr verlassen könnte - dann käme etwas andres ( - - (angstvoll Was was käme dann, Matteo (,
7 (sehr finster Dann stünd ich morgen beim Rapport und bäte um Versetzung nach Galizien, und wenn mir das nichts hilft und ich auch dort die Arabella nicht vergessen kann, dann gibts halt einen Ausweg: den Revolver (,,,, - Mein Gott im Himmel Denk daran, wie du mir hilfst (Er eilt weg ( (fast sinnlos vor Aufregung und Angst zwischen so vielen Gefahren und Schwierigkeiten Ihm helfen - o mein Gott Und mir Wer hilft denn mir Die Wörter hött ich wohl in mir für hundert solche Briefe, und auch die Schrift, die treff ich ja im Schlaf; was aber hilft ihm den nein Brief, wenn ich für sie die zärtlichen verliebten Wörter schreiben - Die Wörter muß ich finden, die ins Herz ihr gehn, daß sie erkennt den Einzigen, der es verdient, von ihr geliebt zu sein - Das ist das Schwerere, und wenns mir nicht gelingt - hab ich verspielt (,,,,, (ist eingetreten, in Hut, Schleier und Pelz, hinter ihr die Begleiterin Ich danke, Fräulein Holen Sie mich morgen um die gleiche Zeit, für heute brauch ich Sie nicht mehr Adieu (Die Begleiterin geht ab Arabella legt den Hut und die Jacke ab; sie sicht die Rosen, die auf einem Gueridon stehen Die schönen Rosen Hat die ein Husar gebracht (Sie nimmt die Rosen (, (, ( Wie Ein Husar, Der Leibhusar von einem fremden Reisenden Nein, sie sind von Matteo (Arabella legt die Rosen schnell weg - Zdenka tut sie wieder in dei Vase, (
8 RICHARD STRAUSS So gehst du mit seinen Blumen um Und trotzdem bringt er neue jeden Tag Ah, laß - Und dort das andere Bukett - Vom Elemer Und der Parfum vom Dominik, und Spitzen vom Lamoral, (spöttisch Die drei Verlumpen eld zu dritt, verlieben sich zu dritt ins gleiche Mädel - am End verloben sie sich auch noch alle drei mit mir ( Nichts wert sind sie - und etwas wert ist nur der eine, der (Sie hält ihr Matteos Rosen eutgegen ( Ah, laß die drei sind hastiger (vonwurfsvoll Kannst du das sagen Er liebt dich doch aus seiner ganzen Seele - ( (spöttisch - und uns allen seinen Kräften ( Du hast ihn liebgehabt Veilleicht Gehabt So ists vorbei: du sagst es selbst,, Gib acht, daß er dich das aussprechen hört Es wär sein Tod Anbeten tut er dich (sieht sie an Zdenkerl, du hast schon ganz den exaltierten Ton von der Mama Paß auf auf dich (,
9 (leidenschaftlich Weils mir das Herz umdreht, wenn ich leiden seh ( (ohne sie aunzusehen Bist du verliebt in ihn ( (stampft auf Sein Freund bin ich Sein einziger Freund auf dieser Welt ( (sieht sie wieder aufmerksam an Zdenkerl, in dir steckt was Gefährliches seit letzter Zeit Mir scheint, Zeit wärs, daß du ein Mädel wirst vor aller Welt und daß die Maskerad ein End hat (,,, Ich bleib ein Bub bis an mein End Ich will nicht eine Frau sein - so wie du eine bist Stolz und kokett und kalt dabei, (sehr ernst Er ist der Richtige nicht für mich (Sie setzt sich Zdenka macht eine heftige Bewegung Ich red im Ernst, ich red die Wahrheit jetzt zu dir Ich kann ja nichts dafür, daß ich so bin Ein Mann wird mir gar schnell recht viel und wieder schnell ist er schon gar nichts mehr für mich Da drin im Kopf geschiehts und schnell, ich weiß nicht wie Es fängt zu fragen an, und auf die Fragen find ich die Antwort nicht, bei Tag und nicht bei Nacht Ganz ohne meinen Willen dreht sich dann mein Herz und dreht sich los von ihn Ich kann ja nichts dafür - Aber der Richtige, wenns einen gibt für mich auf dieser Welt, der wird einmal dastehn, da vor mir, und wird mich anschaun und ich ihn, und keine Zweifel werden sein und keine Fragen, und selig werd ich sein und gehorsam wie ein Kind ( (,,,,,,,, (sie liebevoll ansehend Ich weiß nicht, wie du bist, ich weiß nicht, ob du Recht hast - dazu hab ich dich viel zu lieb Ich will nur, daß du glücklich wirst mit einem, ders verdient undhelfenwillichdirdazu (, -
10 RICHARD STRAUSS (mehr für sich So hat ja die Prophetin es gesehn, sie ganz im Licht, und ich hinab ins Dunkel (,, (für sich Aber der Richtige, wenns einen gibt für mich auf dieser Welt ( (für sich Sie ist so schön und so lieb - ich werde gehn, und noch im Gehn werd ich dich segnen, meine Schwester (Man hört das Glöckchen eines Schlittens Das ist der Schlitten vom Elemer Ich kenn die Schellen (,,, ( (wieder ganz leicht und munter Und hinter ihm kommt der Dominik gefahren, und hinter dem der Lamoral So treiben sie's, und ich - ich treib halt mit - weil halt nur einmal Fasching is (,, Nein: heute kommt der Elemer allein Freust du dich Nein Er kann der Richtige nicht sein - Ich weiß ja nicht - Kann sein, ich muß ihn nehmen (Sie steht nachdenklich ( Nein, nein, das darf nicht sein, Heut abend ist der Fasching aus Heut abend muß ich mich entscheiden O Gott, dann bringt sich der Matteo um - (visionär Ich klopf an seine Tür, es gibt nicht Antwort, ich werf mich über ihn - ich küß zum ersten mal seine eiskalten Lippen Dann ist alles aus (,, (war an das Fenster gegangen Siehst du, da war ein fremder Mensch heut (,
11 vormittag, wie ich hier aus dem Haus gegangen bin, dort drüben war er an der Ecke, groß, in einem Reisepelz Und hinter ihm ein Leibhusar - ein Fremder halt aus Ungarn oder aus der Wallachei der hat mich angeschaut mit großen, ernsten, festen Augen Ich hätt geschworen drauf, daß er mir Blumen schickt Blumen von dem, das wär heute mehr für mich als alles,,,, (reißt die Rosen von Matteo aus der Vase, hält sie ihr leidenschaftlich hin Nimm die Sie kommen von dem treusten Menschen auf der Welt Nimm sie zu dir, ganz nah zu dir, nimm keine andern als die Ich fühls: dein und mein Schicksal hängt daran (Die Glöckchen des Schlittens stärker (,, ( (venwundert Washastdudennwasistdennlosmitdir ( Sei still Da kommt der Elemer (Geht schnell und leise rechts ab Die Mitteltür geht auf, Graf Elemer steht in der Tür, wirft den Pelt ab, den er umhängen hat, ein Groom fängt den Pelz auf, schließt von außen die Tür ( So triumphierend treten Sie herein ELEMER Heut ist mein Tag So haben wir gelost Anspannen lassen hab ich mine Russen, denn heut darf'ich Sie in meinem Schlitten führen, und abends dann auf dem Fiakerball bin ich Ihr Herr (Arabella runzelt die Stim Ich meine: ich Ihr erster Knecht, denn Sie sind immerdar die Königin ( Ihr habt um mich gelost Ihr seid mir schon die Rechten ELEMER Ja, einer von uns dreien muß es sein, den Sie erwählen So iss beschlossen und beschworen unter uns,,
12 RICHARD STRAUSS Ah einer von euch dreien muß es sein Und ich Ich bin die Sklavin, über die ihr schon das Los geworfen habt In welcheln Krieg habt ihr mich denn erbeutet, wenn ich fragen darf, ELEMER Zum Preis hat sie sich selber eingesetzt, mit ihren Blicken hat sie uns gefordert, ihr zu stehn Ein Mädchenblick ist stark und gibt und nimmt - und er verheißt noch mehr,, Verheißt er das Dann sollt ich zornig sein auf euch, daß ihr mir jetzt den Hof macht einen Fasching lang, und immer noch habt ihr mir nicht das Herz erlöst, und immer bin ich noch die gleiche, die ich war, und dieses einzige bittersüße Glück, das einem Mädel bleibt, das kost ich aus: versteckt und in der Schwebe sein und keinem ganz sich geben und zögern noch und noch - Vielleicht - vielleicht wird abet bald was andres kommen, Elemer (mit einem süßen Lächeln Wer weiß - vielleicht sehr bald, vielleicht noch diese Nacht,,, -, -,, (,, ELEMER Das andere wird kommen in der Stunde, die ich herab vom Himmel flehe, Bella - wo Sie abwerfen diese feigen, zaudernden Bedenken und das sein wollen, was Sie sind, das herrlichste Geschöpf, geschaffen, Selligkeit zu bringen, Über mich allein auf dieser Welt Hören Sie meine Pferde Wie sie stampfen und ihre Glocken schütteln Wie sie läuten: Du willst ja Komm dann sausen wir mit dir dahin Nachdenken ist der Tod: im Nichtbedenken liegt das Glück,,, -,,,, Sind es die Russen Schütteln sie sich schon vor Ungeduld Ja, ja, ich will Heut ist doch Faschingsdienstag, und heut um Mitternacht ist alles aus Die Hauptallee hinunter - daß der Atem mir vergeht - aber der Zdenko fahrt mit uns, (,, ELEMER (zornig, unglücklich Kein Wort, kein Wort soll ich zu Ihnen reden dürfen (,
13 In einer halben Stunde bin ich unten mit ihm ELEMER Sie Grausame So lange müssen sich die Russen gedulden (auf eine Gebärde Elemers Der Bub kommt mit (sich verabshiedend Auf Wiederschen ( ( ELEMER Sie sin dein anebetetes Geschöpf, ein unbegreifliches ein grausames entzückendes Geschöpf (Er geht, ( (tritt rechts herein Hast du ihn fortgeschickt ( Wir fahren aus mit ihm Schnell, zieh dich an Im Schlitten Dazu brauchst du mich Ja, dazu brauch ich dich (Der Schlitten unten lebhafter Schau doch die schönen Rappen, wie sie ungeduldig, sind Zdenka ( Was ist dein was erschrickst du so Er das ist er mein Fremder da dort drüben geht er mit seinem Diener Sicher will er wissen, wo ich wohne Paß auf, jetzt sucht er, welches meine Fenster sind Schau seine Augen an, was das für große ernste Augen sind - (hinter ihr Wie soll ich seine Augen sehn, er schaut ja nicht herauf ( -
14 RICHARD STRAUSS (wartet Nein, er schaut nicht herauf (wendet sich ins Zimmer Er geht vorüber (, ( So willst du fahren mit dem Elemer Ja, ja, Geh und zich dich an Du fahrst mit uns Ich will's,, Pst, die Mama, (Adelaide ist links herausgetreten, horchend: sie hat Wldner kommen gehört Waldner kommt, im gleichen Augenblick, durch die Mitteltür, gut angezogen Stadtpelz und Zylinder, Stock, Handschuhe Er sieht elegant, aber ermüdet und übermächtigt aus, geht durchs Zimmer, als sehe er die andem nicht und läßt sich in einem Fauteuil vorne rechts nieder ( Laßt uns allein, meine Kinder, euer Vater hat Sorgen (Arabella geht links, Zdenka rechts rückwärts ab,, (, (steht auf, legt ab - hinter einem Paravent - legt den Zylinder auf den Tisch; er sieht die Kuverts mit den Rechnungen, betrachtet sie mechanisch, reißt ein Kuvert auf, dann das nächste Nichts als das Zeug da und von niemand sonst ein Brief ( Du hast gespielt Du hast verloren, Theodor (Waldner schweigt Du hast an deine Regimentskameraden geschrieben, ( Von keinem eine Antwort, das ist hart (Wirft sich auf den Fauteuil; vor sich hin, halb zu Adelaide Da war ein gewisser Mandryka, der war steinreich und ein Phantast dazu Für ein Mädel hat der einmal die Straßen von Verona bestreuen lassen mit dreitausend Scheffeln Salz, weil sie hat (,, 8
15 Schlitten fahren wollen mitten im August Ich hab an seine Großmut appelliert - und hab von der Bella ein Bild hineingelegt - in dem stahlblauen Ballkleid mit Schwanenbesatz - Ich hab mir gedacht: vielleicht kommt er daher, ein Narr, wie er ist, und heiratet das Mädel,,, O Gott, men schönes Kind mit einem alten Mann Es muß ein solider Bewerber daher und ein End mit der ewigen Hofmacherei, die zu nichts führt (Er steht auf, geht im Zimmer umher Ich weiß sonst keinen Ausweg ( (mit plötzlicher Ekstase Fot mit uns Zur Tante Jdwiga Sie nimmt uns auf, auf ihre Schlösser Du wirst Verwalter, ich führe der Tante das Haus ( Und die Mädeln Zdenka wird Groom für ewge Zeiten - wir sind nicht in der Lage, zwei Töchter zu erhalten Und Arabella - ihr ist prophezeit, sie mach ihr Glück durch eine große Heirat -, (grimmig Inzwischen ist der letzte Fünfziger dahin ( 15 Sei ruhig, Theodor, mir sind im Traum drei Nummern erschienen Unfehlbare, herrliche Zahlen, 3 Ah, Geschwätz Versetz die Smaragdbrosch und gib mir das Geld Was, du hast sie nicht mehr Versetzt Verpfändet, Schon vorige Woche Sie war das Letzte O dieses Wien,
16 RICHARD STRAUSS Und heut hätt ich Glück Allein, so hab ich's oft geträumt Heut hätt ich Glück Ich spürs in jedem Finger Du unglückselige Person Aus tiefster Schmach hebts uns einmal empor zu höchster Höhe durch die Hand der Schönheit (winkt ihr heftig ab Ich hab nicht einen Gulden mehr im Sack ( (sich zurückziehend, links vorne zwischen Tür und Angel in Ekstase Hats denn vielleicht im Allerhöchsten Erzhaus noch keine Liebesheiraten gegeben (Sie geht schnell ab (,,, ( (wieder zu den Rechnungen zurück, liest die erste Bin nicht in der Lage, länger zu warten (nimmt die zweite Müßte die Gerichte in Anspruch nehmen Arme Frau Arme Mädeln (Er läutet am Glockenzug, indem er hinter sich greift Ein Zimmerkellner tritt ein Cognac (, ( ( ZIMMERKELLNER Auf Nummer 8 darf ich nichts mehr servieren Außer wünschen sofort zu bezahlen 8 Verschwinden Sie Ich brauche nichts (Der Zimmerkellner geht ab Waldner geht auf und ab Jetzt setzen sie sich hin und fangen wieder an zu spielen Und alles andre ist verlorene Zeit ( ZIMMERKENNER (eintretend mit einem Tablett Ein Herr (
17 Sie sagen, ich bin ausgegangen Das Zeug dorthin (Der Zimmerkellner legt an die von Waldner angegebene Stelle eine Karte und geht ab Waldner sieht hin Das ist ja keine Rechnung Melden sich die Lieferanten jetzt schon mit Vsitenkarten an (Er geht hin, nimmt die Visitenkarte in die Hand, freudig überrascht Mandryka (traut seinen Augen nicht Der reiche Kerl Mein bester Freund im Regiment ( ( ( ZIMMERKELLNER (an der Tür Der Herr fragt dringend an ( Ich lasse bitten (dem Eintretenden mit offenen Armen entgegen Tschau, Kamerad ( (Mandryka, ein großer, sehr kräftiger, eleganter Mann von höchstens fünfunddreißig Jahren, etwas undefinierbar Landliches in der Erscheinung, sehr gut angezogen, ohne jede provinzielle Eleganz, tritt ein Welko, hinter Mandryka eintretend, bleibt in der Tür stehen Waldner, perplex, tritt zurück ( - - Hab ich die Ehre mit dem Rittmeister Graf Waldner Waldner, so heiß ich Rittmeister nicht mehr (Mandryka strecktseine rechte Hand nach hinten: Welko, unter Verneigung, gibt ihm einen Brief in die Hand ( (mit dem Brief auf Waldner zutretend Sind Sie, Herr Graf, der Schreiber dieses Briefes (Waldner nimmt den Brief, der zerknittert ist und voll Blutflecken Er ist ein bißchen blutig worden und nicht mehr leserlich Ich bin den Tag, wo er mir zugekommen, auf eine alte Bärin gegangen, sie hat mich aufgenommen und ein bißl gekratzt - dabei ist das passiert (, (,,
18 RICHARD STRAUSS (indem er ihn den Brief zurückgibt, nachdem er einen Blick darauf geworfen hat Geschrieben hab ich allerdings an einen Herrn Ihres Namens - er war mein Freund und Regimentskamerad ( Das war mein Onkel Er ist tot Ich bin der einzige Mandryka Somit verzeihen Sie, daß ich den Brief zu öffnen mir gestattete - Jetzt kommt es auf eines an: Welko, das Bild, WELKO (indem er eine Photographie überreicht Es ist in Ordnung, Gospodar Das schöne Fräulein mit dem Gesicht wohnt hier (, (die Photographie in der Hand Herr Graf, Sie haben Ihrem werten Brief, der kameradschaftlich an meinen Onkel gerichter war Sie haben dieses Damenbildnisbeigelegt (,, (leicht hinsehend, ganz ohne Wichtigkeit Ah ja, die Photographie meiner Tochter Arabella (,, (mit merklicher Aufregung, aber ohne die Stellung zu verändern Die gnädig Tochter ist unvermählt - ( (nickt Noch unvermählt - ( - und derzeit nicht verlobt Derzeit noch nicht, (sehr ernst, beinahe feierlich Dann bitte ich um ein Gespräch von fünf Minuten (, 5 (Welko rückt schnell zwei Fauteuils einander gegenüber, zieht sich dann zurück Waldner und (
19 Mandryka setzen sich Eine kleine Pause der Verlegenheit bei Mandryka, der Spannung bei Waldner Darf ich so unbescheiden sein und eine Frage stellen Du bist der Neffe - und Erbe meines teuren Kameraden Verfüge über mich Ich danke sehr (Er überlegt einen Moment Als in dem Brief an meinen sel'gen Onkel das reizende Porträt des Fräulein Tochter hineingeschlossen wurde, darf ich annehmen, daß da eine Absicht imspiele war - ich bitte um Vergebung (,, (vorsichtig Mein Gott, ich hab mir halt gedacht, ich mach damit dem Alten einen Spaß (, (sehr aufmerksam, bestrebt, jedes Wort Waldners nach seinem vollen Gewicht zu erfassen Dem Onkel einen Spaß - Wenn aber das die Folge wär gewesen: daß mein Herr Onkel, der ein ganzer Mann gewesen ist und in den besten Jahre, sich hätte in die Schönheit des Portraits verliebt und wär getreten hier vor Ihnen, hochgeborner Herr, so als ein offenherziger Edelmann vor einen andern, und hätt gesagt: wer das Gesicht gesehen hat und tritt nicht als Bewerber auf, verdient nicht, daß ihn Gott auf dieser schönen Erde leben läßt: so gib das Mädel mir zur Frau und Herrin Was wäre dann gewesen Gesetzt den Fall, er hätte so gesagt (,,,,, Dann hätten wir uns in einer unerwarteten Situation befunden (steht auf, sehr aufgeregt, aber beherrscht Der Onkel ist dahin Heut bin ich der Mandryka, niemand sonst Mein sind die Wälder, meine sind die Dörfer Viertausend Untertanen beten, daß ich glücklich sei, und ich, mit aufgehobenen Händen (, 4
20 RICHARD STRAUSS bitte ich: Herr Vater, geben mir die gnädge Tochter, geben Sie mir zur Frau, die jetzt seit vierzehn Wochen jeden Gedanken in dieser Brust regiert (Waldner schweigt in Staunen Ihr Zögern ist kein Todesurteil (Waldner schüttelt den Kopf Nein Ich darf sie sehen (Waldner nickt Bedenken: dieser Brief kommt an, und in der gleichen Stunde nimmt mich die alte Bärin in die Arme und drückt mir vier von meinen Rippen ein, Zwölf Wochen bin ich so im Bett gelegen - vor meinen Augen dieses Bild - und ein Gedanken immer stärker, bis er die Seele mir herausgezogen hat (ganz naiv, ohne Prahlerei Kommen meine Verwalter: was ists mit unserm Herrn Kommen die von den Fohlenhöfen: freut unsern Herrn kein Pferd mehr Kommen meine Förster: freut unsern Herrn kein Jagen Ich geb ihnen keine Antwort Welko, ruf ich, hol mir den Juden, na wie heißt der Jud in Sissek, der meinen Wald will kaufen dort den Eichwald Schnell her mit ihm, und er soll Geld mitbringen, denn morgen fahr ich in dem Kaiser seine Hauptstadt, da kostet Geld ein jeder Atemzug, und Hindernisse darfs nichtgeben auf der Brautfahrt (Er zieht ein großes, aber elegantes Portefeuille hervor; es enthält lose hineingelegt einen dicken Pack Tausenguldennoten Das war mein Wald Es ist ein schöner Wald: Einsiedler waren drin, Zigeuner waren drin und alte Hirschen, und Kohlenmeiler haben viele drin geraucht - Hat sich alles in die paar Fetzen Papier verwandelt Aber es stehen Eichenwälder genug noch auf meinem Boden Für Kinder und Enkel - Gott erhalte Verzeiht um Gottes willen, daß ich so von solchen Sachen rede, 14 ( (, ( :, 12 (,,,,, (,, - Wenn man bedenkt: ein Wald - Einsiedler waren drin, Zigeuner waren drin und alte Hirschen, und auf eins, zwei - ein solches Portefeuille Ich hab seit vielen Jahren so was nicht geschen,
21 (Er starrt fsziniert auf das Portefeuille ( Ist ganz, ich weiß nicht, wie geschehn (Will das Portefeuille einstecken; Waldner hindert ihn durch eine unwillkürliche Bewegung ( Oho ich finde es ungeheuer interssant (hält ihm das Portefeuille hin, sehr leicht und liebenswürdig Darf ich vielleicht Brauchst du vielleicht So für den Augenblick Du tust mir eine Gnad Teschek, bedien dich (,, (nach kurzem Zögern, nimmt eine Tausendguldennote Mein Bankier ist nur verreist Ich geb es dir heut abend spätestens zurück ( (hält das Portefeuille nochmals hin, sehr herzlich Nicht mehr Ich bitte vielmals Aber doch Teschek, bedien dich (Waldner nimmt eine zweite Note und steckt sie mit Nonchalance zu der ersten in die Westentasche; Mandryka läßt das Protefeuille in seine Brusttasche gleiten Eine leichte Pause der Verlegenheit Und wann wirds dir genehm sein, mich deiner Gräfin vorzustellen - und dann der gnädigen Tochter (, ( (steht auf Sie sind gleich da im Nebenzimmer (Mandryka steht gleichfalls auf Willst du sie sehen Ich ruf - ich stell dich vor ( ( - Jetzt So Ich bitte: nein auf keinen Fall So schüchtern war der Onkel nicht (sehr ernst (
22 RICHARD STRAUSS Das ist ein Fall von andrer Art Es handelt sich für mich um etwas Heiliges Ganz wie du willst Ich werd mich hier im Hause einlogieren und den Befehl abwarten Seiner Gräfin, wann ich mich präsentieren darf em Nachmittagoder Abend - oder wann es wird belieben (verneigt sich, Waldner reicht ihn die Hand und begleitet ihn dann zur Tür,, ( (allein Hab ich geträumt Dahier ist er gesessen, dahier, der Neffe vom Mandryka So was passiert einem doch nicht (Er zieht einen zerknitterten Tausender hervor, dann den zweiten, glättet beide, steckt sie sin seine völlig leere Brieftasche Hab ich geträumt Nein, ich hab nicht geträumt (Er nimmt den einen Tausender wieder heraus, dreht daraus gedankenlos eine kleine Papierdüte und behält sie in der Hand Teschek, bedien dich ( (, (,, ZIMMERKELLNER (eintretend Ist hier gerufen (Er gewahrt den Tausender in Waldners Hand und verändert sofort den Ton Haben mich befohlen ( ( (vor sich Teschek, bedien dich ( ZIMMERKELLNER Befehlen diesen Tausender zu wechseln Später vielleicht, jetzt nicht (Zimmerkellner ab Teschek, bedien dich - Teschek, bedien dich - Teschek, bedien dich, (,,, (aus der Tür rechts heraus Hast du gerufen, Papa (,
23 (nimmt Mantel, Hut und Stock Teschek, Teschek, bedien dich (,, Mit wem sprichst du, Papa, Teschek, Teschek, Ist dir etwas geschehn, Teschek, bedien dich, Ist dir etwas geschehn, (jetzt erst bemerkend, daß er nicht allein ist Gar nichts Ich geh jetzt aus Ich werd erwartet (Er winkt ihr mit dem Tausender, den er in der Hand behalten hat Brauchst du vielleicht Ich werd mir wechseln lassen Adieu (ab durch die Mitteltür ( ( ( (allein Papa Er ist schon fort So hab ich ihn noch nie gesehn, die Sorgen haben ihn um den Verstand gebracht Wir müssen fort aus dieser Stadt - achon morgen Und den Matteo seh ich heut vielleicht zum letzten Mal O Gott, steh mir armen Mädel bei ( - -, (kommt schnell und verstohlen zur Mitteltür herein; Zdenka erschrickt Er hat mich nicht gesehn Ich hab mich rückwärts in die Tür gedrückt (, (deutet auf die Tür links rückwärts Pst sie ist da (horcht Sie ruft mich ( (
24 RICHARD STRAUSS Kann ich sie nicht sehn Jetzt nicht Ich bitte dich Jetzt nicht, Hast du den Brief Den Brief Ja Nein Sie will jetzt nicht Sie sage, sie will ihn dir - heut abend - komm auf den Fiakerball - und vorher sei zu Haus, hier im Hotel - vielleicht bring ich ihn dir ins Zimmer - oder du bekommst ihn dort -, Duk, laß mich nicht im Stich Ich hab dein Wort (Zdenka, ängstlich, deutet auf die Tür links; Matteo schnell ab, Arabella tritt aus der Tür links in einem anderen Kleid, einem Mantel,einem anderen Hut Zdenka steht verwirrt und verlegen daman hört die Schlittenglocken ( Bist du nicht fertig Ja, was hast du denn gemacht die ganze Zeit So zieh dich endlich an Die Rappen sind schon voller Ungeduld (wütend DieRappen-unddeinElemer (läuftinsnebenzimmerrechts ( - ( Mein Elemer - das hat so einen sonderbaren Klang Er mein - ich sein Was ist denn das, mir ist ja, wie wenn eine Angst mich überfiele' - und eine Sehnsucht ja, nach was denn auf der Welt (Sie steht auf Nach dem Matteo Weil er immer sagt, er kann nicht leben ohne mich, und mich so anschaut mit Augen wie ein Kind (Sie horcht in sich hinein Nach dem Matteo sehnt sich nichts in mir (Ein Zögern, dann ausbrechend Ich möchte meinen fremden Mann einmal noch sehen Ich möchte einmal seine Stimme hören Seine Stimm Dann wär er wie die anderen für mich - Wie sagt die Zdenka: daß wir warten ( - - - ( ( ( -
25 müssen, bis uns einer wählt, und sonst sind wir verloren Verheirat't mit dem Elemer (Sie schaudert unwillkürlich Was rührt mich denn so an, als trät ich einem übers Grab Ist das der fremde Mann, mitdem ich nie ein Wort geredet hab, zieht er im Dunkel so an mir Herr Gott, er ist ja sicher ein verheirateter Mann, und ich soll und ich werd ihn nicht mehr wiedersehn Und heut ist Faschingskienstag, und heut abend ist mein Ball - von dem bin ich die Königin und dann (Dei Schlittenglocken tönen herauf (,, ( - (tritt heraus, in einem kurzen Pelz, einen Zylinder in der Hand So, ich bin fertig (,, Komm (Zdenka öffnet ihr die Tür, Arabella geht hinaus; Zdenka setzt den Zylinder auf und folgt ihr (
26 RICHARD STRAUSS ZWEITER AKT 2 Vorraum zu einem öffentlichen Ballsaal, prunkvoll im Geschmack der 1860er Lahre Logenartige Räume, aus Säulen und Draperien, links und rechts In der Mitte die Treppe zu einer Estrade, von der man in den eigentlichen Ballsaal hinabsieht und zu dem links und rechts von dieser Treppe hinabsteigt Arabella und hinter ihr Adelaide, von mehreren Herren begleitet, steigen langsam die Treppe von der Estrade herab Waldner und Mandryka stehen unten, seitwärts Beide im schwarzen Frack mit umgeschlungener schwarzer Krawatte 1860, Das ist ein Engel, den vom Himmel niedersteigt Na, endlich Immer eine halbe Stunde zu spät 30, O Waldner, Waldner Wenn du meine Hand so druckst, werd ich drei Tage lang keine halten können Jetzt komm Ich stell dich vor Was gehst du denn zurück (Adelaide und Arabella sind unten angelangt, treten etwas links Die begleitenden Herren sind zurückgeblieben ( (leise zu Arabella Dort steht er Findest du ihn elegant Hab ich zuviel gesagt (, (ohne daß sie hinzusehen scheint Mama - das ist jetzt wirklich die Entscheidung (, Du bist ja blaß Ist dir nicht wohl, mein Kind Willst du dich setzen Willst du fort Nein, laß, Mama Nur einen Augenblick laß mich allein (Adelaide geht auf die beiden Herren zu,, ( (ihr entgegen (
27 Was ist denn Laß ihr einen Augenblick Zu was denn Eine plötzliche Beklommenheit, Du kennst ihre Natur Jetzt ist nicht Zeit für solche Faxen Hier stell ich dir vor Herrn von Mandryka (Adelaide reicht Mandryka die Hand, die er küßt ( (zu ihnen gehend Mama, da bin ich (, (vorstellend Meine Tochter Arabella ( (Mandryka verneigt sich tief Adelaide zieht Waldner beiseite; sie verschwinden rechts Mandryka sieht Arabella an, ohne ein Wort herauszubringen ( Sie sehn nicht aus wie jemand, den das alles da interessiert (Indem sie sich fächelt Was führt sie denn heirher ( Nicht Wien Hierher auf diesen Ball Sie fragen mich, was mich hierher führt, Gräfin Arabella DOMINIK (kommt von rückwärts; zu Arabella Darf ich vielleicht um einen Walzer bitten (,
28 RICHARD STRAUSS (zu Dominik Später, jetzt sprech ich hier mit diesem Herrn (Dominik ab in den Ballsaal nach links ( ( So hat Ihr Vater Ihnen nichts gesagt (setzt sich und winkt mit dem Fächer, sich neben sie zu setzen Was hätte er mir sagen sollen ( ELEMER (kommt von rückwärts; zu Arabella Darf ich vielleicht um diesen Walzer bitten (,, Später Jetzt bleib ich hier (Elemer verneigt sich und geht; Arabella sieh Mandryka an Was hätte mir mein Vater sagen sollen ( Sie wissen nichts von mir (Arabella schüttelt den Kopf Ich habe eine Frau gehabt, sehr schön, sehr engelsgut Sie ist zwei Jahre nur bei mir geblieben Dann hat der Herrgott sie zu sich gerufen schnell Zu jung war ich und noch nicht gut genug für solchen Engel (Er senkt den Kopf ( 2, ( (nach einer kleinen Pause Ist es das, was mein Vater mir erzählen sollte ( (sehr ernst und schwer Verzeihen Sie, ich bin ein halber Bauer, bei mir geht alles langsam, aber stark (wie mit plötzlichem Entschluß Sie sin schön, Arabella - Ihr schönes Gesicht - auch auf dem Bild verbrennt es schon die Seele ( (, - (mit einem Stirnrunzeln (
29 Wie kommt man eigentlich da drunten in Slawonien zu einem Bild von mir (sieht sie an Wie man zu einem Bild - das ist ja gleich - So schön sind Sie - eine Gewalt ist in Ihren Zügen, sich einzudrücken in die Seele wie weiches Wachs Über den einfachen Menschen, den Felder und Wälder umgeben, ist eine solche Gewalt sehr groß, und er wird wie ein Träumer, wie ein Besessener wird er, und er faßt den Entschluß mit der Seele, einen ganzen Entschluß, und wie er entschlossen ist, so muß er handeln (Arabella, erschrickt vor der dumpfen Heftigkeit, steht auf Gräfin, ich habe vergessen, wie anderswo die Welt ist (steht auf Hier sind nicht meine Wälder und Felder, Sie müssen verzeihn meine unschicklichen Reden, womit ich Sie hindre am Tanzen (,,,, (, (, LAMORAL (kommt von rückwärts; zu Arabella Darf ich jetzt stören und um einen Walzer bitten (,, Nein, Später, Lamoral, ich möcht mit dem Herrn da noch ein boßl reden, wenn er - vielleicht - sich wieder niedersetzen wird (Lamoral verneigt sich und geht Arabella setzt sich und winkt Mandryka, sich auch zu setzten Sie wolln mich heiraten, sagt mein Vater Ja, haben Sie denn eine Ahnung, wer wir sind Wir sind nicht grad sehr viel, nach dem Maß dieser Welt - wir laufen halt so mit als etwas zweifelhafte Existenzen (,, Ihren Stammbaum, Arabella, den tragen Sie in Ihrem Gesicht geschrieben Und wenn Ihnen genug ist, über einen u bebieten, der selbst wieder gebietet über viele, so kommen Sie mit mir und seien die Herrin Sie werden Pfauen weiden auf seidnem Boden, und das wird nicht geschehn, daß sich jemand dünkt über Ihnen, es sei denn der König und Kaiser und seine Kaiserin-Abersonstniemand,,, (vor sich (
30 RICHARD STRAUSS Der Richtige - so hab ich still zu mir gesagt - der Richtige, wenns einen bigt für mich, der wird auf einmal da stehen, so hab ich gesagt, und wird mich anschaun und ich ihn, und keine Winkelzüge werden sein und keine Fragen, nein alles hell und offen, wie ein lichter Fluß, auf den die Sonne blitzt,, So fließt die helle stille Donau mir beim Haus vorbei, und hat mir dich gebracht Du Allerschönste Und heute abend noch, zur Schlafenszeit, wärst du ein Mädchen aus den Dörfern, einem meinigen, du müßtest mir zum Brunnen gehn hinter deines Vaters Haus und klares Wasser schöpfen einen Becher voll und mir ihn reichen vor der Schwelle, daß ich dein Verlobter bin vor Gott und vor den Menschen, meine Allerschönste,, So wie Sie sind, so hab ich keinen Menschen je gesehn Sie bringen Ihre eigne Lebensluft mit sich, und was nicht Ihnen zugenhört, das ist nicht da für Sie Darum kann ich erst leben, wenn ich etwas Herrliches erhöhe über mich, und so zu dieser Stunde erhöhe ich dich und wähle ich dich zu meiner Frau, und wo ich Herr bin, wirst du Herrin sein und wirst gebieten, wo ich der Gebieter bin Und du wirst mein Gebieter sein, und ich dir untertan Dain Haus wird mein Haus sein, in deinem Grab will ich mit dir begraben sein - so gebe ich mich dir auf Zeit und Ewigkeit,, - Meine Allerschönste, in dieser Stunde erhöhe ich dich,, Und du wirst mein Gebieter sein Jetzt aber fahren Sie nach Haus Ich bitte Sie darum Und Sie Ich bleibe noch (Mandryka verneigt sich tief Ich möchte tanzen noch und Abschied nehmen von (,
31 meiner Mädchenzeit, nur eine Stunde lang Gewähren Sie mir dies Wenn Sie hierbleiben, so ist mein Platz nicht anderswo als hier (Arabella runzelt die Stim Sie aber brauchen nicht ein einziges Wort an mich zu richten (Ein Schwarm von Fiakern und Ballgästen, darunter auch die Fiakermilli und einige solche Mädchen und die drei Grafen kommen aus dem Tanzsall herauf auf die Bühne, ( (,,, (sieht Mandryka an Darf ich ( (indem er zur Seite tritt und den Herankommenden den Weg frei gibt Sie dürfen Sie dürfen alles, was Sie wollen ( (Die Fiakermilli, eine hübsche Person in einem sehr auffallenden Ballkleid, ein großes Bukett in der Hand, tritt aus dem Schwarm heraus auf Arabella zu, die jetzt in der Mitte steht ( DOMINIK (neben Milli tretend Der Ball begehrt nach seiner Königin Die Milli ist der Herold der Fiaker, wir haben unsre Huldigung ihr in den Mund gelegt (, DIE FIAKERMILLI (indem sie mit einem Knicks Arabella das Bukett übermittelt, leichtfertig, fast frech Die Wiener Herrn versteht sich auf die Astronomie: die könnten von der Sternwart sein und wissen gar nicht wie Sie finden einen neuen Stern gar schnell heraus, die Wiener Herrn, den machen sie zur Königin an ihrem Firmament Zu der dann schallt es im Verein: Du solbst unsres Festes Königin sein (,, DIE GÄSTE, GRAFEN und FIAKER Zu der dann schallt es im Verein: Du sollst unsres Festes Königin sein
32 RICHARD STRAUSS (Die Fiakermilli stimmt ein freches, übermütiges Jodeln an Arabella nimmt Blumen aus dem Bukett und verteilt sie unter die Herren und Fiaker Zuletzt wirft sie das ausgeplünderte Bukett unter sie, nimmt Dominiks Arm und steigt mit ihm in den Ballsatz hinab, von allen gefolgt Mandryka sieht ihr nach, dann wendet er sich ( (erscheint von rechts; auf Mandryka zu Sie sind allein Wo ist Arabella (, Wo ihre Pflicht sie ruft, als Königin des Balles (Matteo ist zugleich mit Adelaide links herausgetreten, Zdenka schüchtern hinter ihm in Knabenkleidern, aber in einer Art von schwarzem Frack, sich hinter einer Säule deckend (, (in die Luft Wie sie mich - vergißt - im Rausch ihrer Schönheit ( (ängstlich Sie denkt an dich, ich weiß es, Matteo ( (zu Mandryka Ihre Augen leuchten Wie darf ich das deuten ( (zu Matteo Ihre Blicke nur nimmt sie in acht ( (auf Adelaide zu O Gräfin, Sie selber so jung noch, so reizend - und Sie ihre Mutter Mit was für Worten, womit denn auf Erden vermöchte ich Ihnen zu danken (Er küßt ihr mit Innigkeit die Hand ( ( (tritt einen Schritt hervor Die Blumen für alle Für alle ihr Lächeln Sie selber für alle Was bleibt für mich (
33 (zu Mandryka Oh, könnten Sie ahnen, was in mir vorgeht Mein Sohn Mein Freund Zuviel für mein Herz Ich muß es teilen Zu ihr, zu ihm ( (zu Matteo Für dich bleibt alles; sie braucht deine Trauer, tief wie ein Brunnen, ihre ganze Seele hineinzuwerfen - seicht sind die andern ( (zu Mandryka Er muß Sie umarmen (Mandryka will ihr folgen ( (, (vor sich Eines bleibt: fort nach Galizien - ( - (zu Mandryka Nein, bleiben Sie hier Ich finde ihn (Stürzt nach rechts ab ( ( (vor sich - und sie vergessen, wenn ich noch kann (Er geht nach vorne; Zdenka bleibt links, aus Furcht, gesehen zu werden ( - ( Der Papa Die Mama Daß keines mich sieht Wohin gehst du, Matteo, (Matteo geht in den Hintergrund, starrt düster in den Ballsall hinab Adelaide und Waldner treten von rechts auf Mandryka zu Zdenka verschwindet links ( O Theodor Hier ist er, Theodor (jovial Wie stehst du vor mir, Neveu meines alten Mandryka Na, Teschek Umarm mich schon (Umarmung ( (
34 RICHARD STRAUSS Hierher einen Tisch Wir werden soupieren (Ein Kellner mit einer Karte und Kellnerjungen Der Kellner präsentiert Adelaide die Weinkarte Welchen Champagne Befehlen Sie selbst ( Moët-Chandon, halb herb, halb süß - der war es bei meiner Verlobung -, (zu Mandryka Ich stehe sofort zur Verfügung (Will gehen, Adelaide hält ihn zurück Laß mich, ich bin im Gewinn (Ab ( ( ( (zeigt in die Weinkarte Dreißig Flaschen von diesem Sechs für den Tisch Und noch einmal dreißig, und noch einmal dreißig herumservieren Welko, du ordnest Eiskübel in jede Ecke Bis sie alle im Saal da nimmermehr wissen, ob sie sind Grafen, verhext in Fiakerkutscher, oder Fiakerkutscher, umgekrempelt in Grafen Sie sollen sich freuen, wenn ich mich freue (zu Adelaide Befehlen weiter (, ( (indessen man ihr Hummer, Fasanen, Eiscrene usw präsentiert Haben wir Blumen (,, Aufpassen, Djura Nimmst einen Fiaker und noch einen zweiten; aufsperren laß die Gärtnergeschäfte, aufwecken die hübschen Verkäuferinnen, ausräumen sollen sie ihre Kellner Füllst einen Wagen an mit Rosen, einen mit roten und weißen Kamelien Walzer soll sie auf Blumen Tanzen, Abschied nehmen von Mädchenzeiten Später breit ich meine Hände, sie wird nicht mehr Walzer tanzen, aber tanzen auf meinen Händen, (Adelaide nimmt Mandrykas Arm, und sie gehen rückwärts die Stufen hinauf Von rechts wird ein Tisch hereingeschoben und für ein kaltes Büffer prächtig gedeckt Arabella, an Dominiks Arm, kommt rückwärts aus dem Tanzsaal; sie wenden sich nach links (
35 Und jetzt sag ich Adieu, mein lieber Dominik, DOMINIK Adieu Sie fahren schon nach Haus Das war jetzt unser letzter Tanz für alle Zeit Kann sein, daß wir uns später einmal wiedersehn, dann sind wir Bekannte aus der Jugendzeit DOMINIK (faßt sie am Ann Arabella ( Nein, Dominik (macht sich schnell los Sie sind der erste Mann gewesen, Dominik - von Buben red ich nicht -, der mir gesagt hat, daß er mich gern hat, und es hat mich recht gefreut Aber die Richtige für Sie, die war ich nicht, und Sie halt nicht der Richtige für mich Nicht reden, Diminik Da kommt schon auch der Elemer Adieu (Sie nickt Elemer zu; Dominik entfernt sich langsam, (, ( ELEMER (stürmisch auftretend So schön wie heut hab ich dich nie gesehn Mit dir ist was passiert ( (ruhig Ja, Elemer, mit mir ist was passiert Und darum geb ich Ihnen jetzt die Hand und sag Adieu, ich danke Ihnen, Elemer - es waren viele schöne Augenblicke drunter - (,, - ELEMER Es waren, Bella, es werden sein, Nicht halten meine Hand, grad schnell den Druck von meinen Fingern spüren und wissen, daß wir gute Freunde sind, wenn wir uns auch nicht wiedersehn
36 RICHARD STRAUSS ELEMER (heftig Sie haben sich verliebt in diesen Fremden, diesen Wallachen, oder was er ist (,, (sanft Nicht mir verderben diesen letzten Augenblick, da kommt auch schon der Lamoral und warter auf seinen letzten Tanz (Lamoral erscheint an der Stiege, aus dem Tanzsaal herauf; rechts wird mit dem Tischdecken fortgefahren (, ( ELEMER (dicht bei ihr Werden Sie meine Frau Wer in der Welt ist, der mich hindern darf ( Nein Nein Für mich war halt ein andres Glück bestimmt (Sie läßt ihn stehen und geht auf Lamoral zu; Elemer links ab ( LAMORAL O Arabella, gibt es was Schöneres als Sie auf einem Ball, Ja, süß ist die Verliebtheit, süß dieses Auf und Ab, aber es gibt was Schöneres und Höhres tausendmal Und einmal wirst auch du verstehn, vielleicht -, LAMORAL Nicht reden jetzt von anderem, das weit weg ist - (ernst Für dich ists noch weit weg, da hast du recht LAMORAL Ich ängstig mich Sie sind so anders, Arabella Es nimmt Sie mir wer weg Wegnehmen Geh, du Bub Aber da hast du deinen ersten und zugleich deinen letzten Kuß,
37 (Sie beugt sich zu ihm und küßt ihn schnell und leicht auf die Stim Sie stehen links einigermaßen gedeckt durch die Draperien ( LAMORAL (strahlend Von wenn hab ich diesen wunderbaren Kuß ( (sogleich ganz gelöst; sie tritt von ihm weg in die Mitte Von einem Mädel, das heut glücklich ist, so glücklich, daß sie ganz allein sein muß, ganz mit sich selbst allein in ihrem Zimmer und lang noch liegen ohne Schlaf vor lauter Glück Jetzt aber tanzen wir noch diesen Walzer aus, dann fahr ich fort von euch auf Nimmerwiedersehn (Ab mit ihm in den Tanzsaal Matteo kommt von rechts, an den Tischdecken vorbei; Zdenka, links hervortretend, ängstlich, nicht gesehen zu werden, starrt auf ihn hinüber ( ( (vor sich Ein Feigling bin ich Fort mit mir Fort und ein Ende ( O Gott Seine Miene Wie furchtbar entschlossen (Sie winkt ihm, er geht zu ihr hinüber Mandryka kommt die Stufen von der Estrade herab, geht quer über die Bühne zu dem gedeckten Tisch hinüber, nimmt eine Meldung Welkos entgegen Bst du schon wieder so Hats dich schon wieder ( Rasend verzehrts mich Sie denkt an dich Nichts andres denkt sie (Matteo lacht bitter Sie hat mir einen Brief für dich gegeben Hier ist er (Sie greift in die Brusttasche ihres Fracks ( ( (weicht zurück gegen die Mitte Ich nehm ihn nicht (
38 RICHARD STRAUSS Der bringt das Ende für immer Ich fühl es (Zdenka folgt dem Zurückweichenden, den Brief in der Hand; Mandryka wird aufmerksam Jankel, mit Leuten, die eine Last von Blumen tragen, von rechts Trag ihn zurück Ich fühl, daß es mein Abschied ist ( (ist Matteo bis in die Mitte der Bühne gefolgt Du mußt ihn nehmen, alles wird anders So fühl ihn doch ( - (faßt den Brief Ein Schlüssel ( Nimm ihn Nimm ihn nur (reißt den Brief auf Kein Brief, nur ein Schlüssel Was sind das für Späße Zdenko, ich frage (, (blaß, einer Ohnmacht nahe Das ist ihr Schlüssel (, Ihr Schlüssel Von Zimmer Gib acht Versteck ihn Das ist der Schlüssel - Ich bin nicht bei Sinnen Sind wir auf dem Ball Bist du der Zdenko Ist sie deine Schwester Sie tanzt dort unten Das ist der Schlüssel Zu ihren Zimmer Der Schlüssel zu Arabellas Zimmer (zuckt zusammen Ichhabmichverhört (Jankel will sich ihm nähem; Mandryka winkt ab, tritt den beiden näher ( (
39 Du solst nach Haus - sie kommt in einer Viertelstunde Der Schlüssel sperrt das Zimmer neben ihrem (bald rot, bald blaß, die Scheu überwindend Lautlos kommt sie zu dir - Matteo, sie will nicht, daß du unglücklich bist Sie will alles tun, alles, damit du blücklich wirst noch diese Nacht - 15 ( -, Schwör mir, daß es wahr ist Der Schlüssel zu Arabellas Zimmer Du hast ihn ja, so wahr er sperrt, so wahr will die, die ihn dir gibt, heut alles tun, damit du glücklich wirst Ich muß jetzt fort Mich darf man hier nicht sehn (läuft links weg ( (vor sich Geheimnis eines Mädchenherzens, unergründliches (Geht schnell nach links ab ( ( (aus seiner Starre jäh erwachend Halt Du irgendeiner oder wer du bist Welko, Djura Halten dort den Menschen Her mit ihm vor mich Den dort mit dem Schlüssel (,, (Dominik mit Adelaide ist von links vorn aufgetreten; Welko und Djura unschlüssig, auf wen ihr Herr sie hetzen wollte ( WELKO Welchen, Gospodar, DJURA Und was für einen WELKO (zeigt auf Dominik Diesen ( (Dominik und Adelaide nehmen links auf einem Kanapee Platz (
40 RICHARD STRAUSS (vor sich Und wenn hier viele Arabella heißen - meine gottverdammten Jägerohren foppen meinen dummen harten Schädel, daß ich als ein Narr dasteh vor einem Fremden Wird sie denn den Schlüssel schicken von dem Zimmer, während sie selber tanzt im Ballsaal (Er sieht nach der Uhr Noch ist nicht einmal vorbei die Stunde, die ich grad ihr freigegeben habe - AlsobinichschoneinNarrundEsel (zu den Dreien Alles lassen Weitermachen dort am Eßtisch (Er geht hastig auf und ab Schön ist die Musik, und nichts von Schlüssel, Geigen drin, und nicht verdammte Schlüssel, und in ein paar Minuten wird sie dastehn, da vor mir, und Blumen werd ich hinstreun, daß statt mener sie den Fuß ihr küssen May Wie tanzt sie jetzt und nimmt den Abschied in dieser Stunde von der Mädchenzeit ( - - ( ( (,, DOMINIK (links bei Adelaide O bezaubernde Frau Viel schöner als jemals die Tochter Wie Sie die Melancholie mir zu heilen verstünden - (küßt sie auf die Schulter ( ( (zieht ihre Mantille über die Schulter hinauf Dominik Nicht Aber später, ich werd immer allein sein ohne mein Kind - (Sie plaudern leise weiter Viele Paare kommen vom Tanzsaal herauf ( ( (grimmig dreinschauend Warum kommen viele und nicht sie darunter Warum schepern gottverdammte Schlüssel dazwischen (, DIE FIAKERMILLI (an Elemers Arm, auf Mandryka zu, andere Paare stellen sich dazu Mein Herr, schon wieder muß ich kommen und bitten: Geben Sie dem Ball die Königin zurück (,, (im Zorn vor sich Was sagt das Frauenzimmer Ich soll sie zurück ihr geben Ich hab sie nicht eingespertt Ich hab den Schlüssel nicht Er ist in dem Kuvert (
41 (Er packt einen Sessel so, daß die Lehne kracht Welko bietet Champagner an Mandryka nimmt sich zusammen Ich bitte, daß Sie mir die Ehre geben - Sie alle, wie Sie sind, bekannt und unbekannt ( ELEMER Doch Gräfin Arabella wollein wir nicht in dem schönen Augenblick vermissen Sie werden sicher siezufindenwissen (greift sich an den Hals, lockert die Krawatte Zu finden wissen Schlüssel Djura Welko (Die beiden springen herbei Die gnädige Fräulein suchen in dem Saal Habts ihr gefunden in der großen Wiener Stadt, werds ihr zu finden wissen in den Tanzhütten dahier (Djura und Welko eilen ab Mandryka nachrufend - und biite sie hierher, wenn sie die Gnade haben will (Dann zu Milli, die sich von Elemers Arm gelöst hat Ein solcher süßer Schnabel muß auch was Süßes trinken (Er serviert ihr ein Glas Champagner ( (, ( ( ( JANKEL (tritt zu Mandryka, bringt ihm ein Briefchen auf einem Tablett Hier wäre ein billet für Euer Gnaden (, Fühl, ob ein Schlüssel drin ist JANKEL Wie, ein Schlüssel (nimmt hastig das Billet, zögert noch, es zu öffnen Wer, Herr Gott, hat diesem Gesicht so viel Gewalt gegeben über mich, daß ich mich fürchte jetzt - (geht beiseite, reißt das Kwert auf, liest Für heute sag ich Ihnen gute Nacht, ich fahr nach Haus, von morgen an bin ich die Ihrige Ein kleines A statt einer Unterschrift Nicht einmal ihren Namen Steht auch nicht dafür für einen Gimpel, einen auf den Leim gegangenen (mit bitterer Lustigkeit Sie muß ja Abschied nehmen von der Mädchenzeit, (,, (, A (,
42 RICHARD STRAUSS dafür braucht sie die ganze Zärtlichkeit: sie hat jetzt keine Zeit für zärtlichere Unterschrift (Er zwingt sich zu einer frechen Munterkeit, tritt wieder zu den anderen zurück, winkt Wegschmeißen jetzt die Blumen Schampus her Servieren links und rechts, bis alle liegen unterm Tisch, die Grafen und Fiaker und Fiakerbräute und alle miteinander Heut geht das Ganze, aber schon das Ganze auf meine Rechnung - (,,,, (Kellner verteilen sich, servieren allen schnell Champagner Soll ich der schönen Milli vielleicht jetzt was singen (Er zieht sie an sich Ich wäre aufgelegt ( ( FIAKERMILLI (antwortet zärtlich, ohne Worte, mit einem Jodler Ah ( (zwischen Selbstverspottung und zornigen Tränen Ging durch einen Wald, weiß nicht durch welchen Fand ein Mädchen, weiß nicht, wessen Tochter Trat ihr auf den Fuß, weiß nicht auf welchen, fing es an zu schrein, weiß nicht warum doch, seht den Wicht, wer der sich denkt die Liebe (,, FIAKERMILLI Seht den Wicht, wie der sich denkt die Liebe (Mandryka zieht sie neben sich auf das Kanapee nieder Adelaide entzieht sich Dominik, steht auf ( Wohl stünds an, ihm Kanne Wein zu geben, Wein zu geben, Becher nicht zu geben, mag der Wicht aus schwerer Kanne trinken, mag sich plagen bis zu klügeren Tagen FIAKERMILLI Mag sich plagen bis zu klügeren Tagen Wohl stünde an, mich Mädchen ihm zu geben, michzugeben,dochkeinbettzugeben Mag der Kerl auf bloßer Erde schlafen, mag sich plagen bis zu klügeren Tagen FIAKERMILLI